Kurzgeschichte der "84er"-Kapelle und ihrer Kapellmeister

Am 1. Jänner 1883 wurde das Niederösterreichische Infanterie-Regiment Nr. 84 "Freiherr von Bauer" aus je einem Bataillon der "4er", "14er", "49er" und "59er" formiert. Unmittelbarer Anlaß für die Vergrößerung des Heeres von 80 auf 102 Regimenter war der Aufstand in Bosnien-Herzegowina im Jahre 1881/82. Ab 1894 hieß der Regimentsinhaber Alfred Herzog zu Sachsen-Coburg und Gotha, ab 1900 trugen die "84er" den Namen "Freiherr von Bolfras".

Von 1883 bis 1892 war der Stab des Regiments und somit auch die Militärkapelle meist in Wien stationiert, von 1892 bis 1895 in Mostar (damals war Bosnien-Herzogovina von Österreich-Ungarn okkupiert), dann bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges in Krems an der Donau. Das Regimentssignal der "84er" ist einer Trompetenstelle aus der Finale des Dritten Aktes der Oper "Rienzi" von Richard Wagner entnommen.

Aufgestellt wurde die "84er-Kapelle" aber schon im Dezember 1882 in Wien. Ihre Geschichte begann mit einem kleinen Irrtum: Die renommierte "Neue Freie Presse" meldete in ihrer Ausgabe vom 1. November 1882, daß der Militärkapellmeister Alfons Czibulka die Leitung dieses Klangkörpers übernehmen soll. Zwei Tage später wurde richtiggestellt, das Karl Komzák erster Kapellmeister der "84er" werden wird.


Karl Komzák

wurde am 8. November 1850 in Prag als Sohn des gleichnamigen späteren Militärkapellmeisters geboren. Er absolvierte das Konservatorium in Prag mit ausgezeichnetem Erfolg und trat 1869 freiwillig in die Kapelle des Infanterie-Regiments Nr. 11 ein, die von seinem Vater geleitet wurde. 1871 übernahm Karl Komzák die Kapellmeisterstelle bei den "7ern" in Innsbruck und wurde zwei Jahre später auch Chormeister der Innsbrucker Liedertafel.

Ab 1.12.1882 zog er nach Wien und baute hier die Kapelle des neu formierten Infanterie-Regiments Nr. 84 auf, die sich rasch zu einem vorzüglichen Orchester entwickelte. 1884 wurde Komzák mit der Regimentsmusik sogar zur Mitwirkung an der kaiserlichen Hoftafel kommandiert. 1887 gelangte im Rahmen einer Feier für Erzherzog Albrecht sein "Albrecht-Marsch" in Anwesenheit des Widmungsträgers zur Uraufführung, ein Stück, daß später sehr populär werden sollte. 1888 spielten die "84er" bei der Kunstgewerbeausstellung in München.

1890 stellte Komzák seine Kapelle als erste der Donaumonarchie von der früher verwendeten hohen Stimmung auf Normalstimmung um. Im selben Jahr konzertierte er mit den "84ern" beim kaiserlichen Hofdejeuner in der Wiener Hofburg. Aufgrund seiner musikalischen Leistungen verlieh ihm Kaiser Franz Josef I. das "Goldene Verdienstkreuz mit der Krone", eine Auszeichnung, die vor ihm nur ein Militärkapellmeister (Alfons Czibulka) erhalten hat.

1892 zog Komzák, aus gesundheitlichen Gründen vom Regiment beurlaubt, nach Baden und wurde dort 1893 Kurkapellmeister. Bei der Militärmusik vertrat ihn in seiner Abwesenheit Feldwebel Josef 1892 zog Komzák, aus gesundheitlichen Gründen vom Regiment beurlaubt, nach

Baden und wurde dort 1893 Kurkapellmeister. Bei der Militärmusik vertrat ihn

in seiner Abwesenheit Feldwebel Josef Laßletzberger, der später selbst "84er"-Kapellmeister werden sollte, bis Komzák zur Jahreswende 1895/96 endgültig den Militärdienst quittierte. Karl Komzák starb am 23.4.1905 infolge eines tragischen Eisenbahnunfalles in Baden. 

Aus seinem reichhaltigen Schaffen, die Walzer "Badner Madl'n" & "In Sturm und Drang", 84er Regimentsmarsch, Vindobona Marsch, Erzherzog Rainer Marsch, zahlreiche Potpourris und die Oper "EDELWEISS".


Edmund Patzke

wurde am 7.3.1844 in Niklasdorf im Kreis Freiwaldau (damals Österreichisch-Schlesien) geboren und diente ab 1875 als Kapellmeister bei den Infanterie-Regimentern 14, 40, 12 und 100. Ab dem 1.1.1896 war er für kurze Zeit musikalischer Leiter der "84er"-Kapelle. In dieser Zeit entstand wahrscheinlich auch sein berühmtester Marsch "Salut à Luxembourg" - ein Gruß an seine spätere Wirkungsstätte, an der er 1899 sogar zum Hofkapellmeister ernannt wurde. Patzke starb am 20.11.1903 in Luxemburg.


Johann Müller

wurde am 3.3.1857 in Maustrenk bei Zistersdorf geboren und studierte am Wiener Konservatorium unter Bruckner, Krenn und Hellmesberger. Er diente als Musiker und stellvertretender Dirigent bei der berühmten Deutschmeisterkapelle in Wien, zuletzt spielte er unter Carl Michael Ziehrer. 1890 wurde er Kapellmeister bei den "46ern", beim Infanterie-Regiment Nr. 82 und schließlich als Nachfolger von Patzke bei der "84er"-Kapelle. Seine erfolgreichste Komposition, der Marsch "Weana san ma, Weana bleib'n ma" mußte bereits bei der Uraufführung fünfmal (!) wiederholt werden. Er widmete dem Regimentsinhaber zur Silberhochzeit den "Herzog-Alfred-Marsch"; für den Regimentskommandanten entstand der Weyerfels-Marsch. Müller gründete 1899 eine Privatkapelle in Wien und starb dort am 30.10.1924.


Engelbert Sitter

stammt aus einer bedeutenden Musikerdynastie. Bereits der Vater spielte in der Kapelle Lanners, sein Bruder Anton musizierte bei Johann Strauß Sohn und war viele Jahre Orchesterdirektor der Kapelle Fahrbach; sein Bruder Johann war ebenfalls Militärkapellmeister. Engelbert Sitter wurde 1868 in Mailberg im Bezirk Hollabrunn geboren. Er diente bei verschiedenen Regimentern, u. a. auch bei den "Hoch- und Deutschmeistern" in Wien. Ab 1897 wurde Sitter Regimentstambour und ab 1.6.1899 Kapellmeister bei den "84ern". Hier schrieb er für den neuen Regimentsinhaber den "Bolfras-Marsch"und für den Regimentskommandanten den "Oberst-Kuhn-Marsch". Sitter wechselte am 1.8.1905 zur Kapelle der "100er" und starb 1944 in Wien.


Josef Laßletzberger

wurde am 30.9.1862 in Zelking in Niederösterreich geboren. Er war seit der Formierung der "84er" bei diesem Regiment. Karl Komzák wurde sein Lehrer, er förderte ihn maßgeblich und machte ihn schließlich zu seinem Stellvertreter. 1890 war Laßletzberger kurze Zeit Musikschuldirektor in Wien; 1896 nahm er die Kapellmeisterstelle beim 100. Infanterie-Regiment an. 1905 "tauschte" er mit Engelbert Sitter das Regiment und wurde musikalischer Leiter der "84er"-Kapelle. Nach einen Amerika-Aufenthalt finden wir Laßletzberger 1910 als Kapellmeister bei den "41ern". Seine bekanntesten Märsche waren "Kreuz und quer" und "Für Österreichs Ehr". Er starb in seinem Geburtsort am 8.6.1939.


Vinzenz Prax

kam 1859 in Prag zur Welt. Er war in seiner Jugend Kapellmeister am Deutschen Theater in Prag und begann seinen Militärkapellmeisterdienst 1898 beim 72. Infanterie-Regiment, bevor er 1908 als Nachfolger von Laßletzberger zu den "84ern" kam, wo er bis zum Ende der Donaumonarchie blieb. Seine musikalischen Leistungen wurden mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, darunter die "Russische Goldene Medaille" und das "Ritterkreuz I. Klasse des spanischen Militär-Verdienst-Ordens". Von ihm ist der "Borosini-Marsch" bekannt. Vinzenz Prax starb am 3.9.1930 in Wien.


Walter Schwanzer

Walter Schwanzer

Die Stadtgarde Krems setzte jahrelang die Tradition fort und war bei vielen Festlichkeiten eine echte Attraktion.

1998 übernahm die Feuerwehr Krems unter ihrem Kommandanten Herrn BR Walter Strasser die Ausrüstung der Stadtgarde Krems - Uniformen, Gewehre, Säbel etc. und wird sich für deren Erhaltung einsetzen. Als musikalischer Leiter konnte Walter Schwanzer, Komponist und Musikverleger, gewonnen werden. Im Silvesterstadl 1998/1999 (ORF/ARD/SRG) wurde das Orchester mit dem Radetzky Marsch erstmals im Fernsehen vorgestellt.